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TMJ und Muskuloskelettale Systemdiagnostik

Fortlaufende Diagnostik des kraniomandibulären und muskuloskelettalen Systems (TMS/MSS)

Autoren: Dr. Werner Schupp,Dr. Julia Steinmaier (geb. Funke), Dr. Wolfgang Boisserée, Dr. Rainer Heller, Dr. Julia Haubrich

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Einleitung

Die physiologische Position des Unterkiefers ist entscheidend für eine erfolgreiche kieferorthopädische Behandlung. Eine mögliche Diskrepanz zwischen der maximalen Interkuspidation und der Okklusion in der physiologischen Unterkieferposition sollte sorgfältig untersucht werden. Eine unerkannte craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) kann den Erfolg einer kieferorthopädischen Therapie erheblich beeinträchtigen. Falls der „Short Clinical Screening Test“ Hinweise auf eine Störung liefert, ist eine weiterführende funktionelle Diagnostik erforderlich, die möglicherweise auch das muskuloskelettale System umfasst.

Untersuchung des Kiefergelenks und der Muskulatur

Die Diagnostik beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, die nicht nur zahnmedizinische Beschwerden, sondern auch muskuläre und orthopädische Symptome erfasst. Bei positiven Befunden im Screening-Test wird eine detaillierte Untersuchung des craniomandibulären Systems (TMS) durchgeführt. Dazu gehören:

• Manuelle Funktionsprüfung des Kiefergelenks

• Dokumentation der Okklusionskontakte in maximaler Interkuspidation und in der physiologischen Kondylenposition

• Untersuchung der mandibulären Beweglichkeit (Lateralbewegungen, Protrusion, Mundöffnung)

• Palpation der Kaumuskulatur zur Erfassung von Schmerzpunkten und muskulären Triggerpunkten

Zusammenhang zwischen TMS und MSS

Das Kiefergelenk steht in enger Wechselwirkung mit dem muskuloskelettalen System (MSS). Chronische Fehlbelastungen des Kiefergelenks können Beschwerden in der Halswirbelsäule, im Schulter-Nacken-Bereich und sogar im unteren Rücken verursachen. Deshalb sollten zusätzlich folgende Tests durchgeführt werden:

• Rotation der Halswirbelsäule

• Rumpfrotation

• Prüfung der Beinlängendifferenz

• Untersuchung der Hüftbeweglichkeit (Prien-Abduktionstest)

Therapeutische Maßnahmen und Diagnostikverfahren

Falls eine funktionelle Störung festgestellt wird, kann eine reversible Vorbehandlung mit einer Okklusionsschiene erforderlich sein. Zur weiteren Diagnostik können digitale oder physische Modellanalysen in einer physiologischen Kondylenposition sowie bildgebende Verfahren wie die digitale Volumentomographie (DVT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) herangezogen werden.

Fazit

Eine präzise Diagnostik des craniomandibulären und muskuloskelettalen Systems ist essenziell, um Fehlbelastungen frühzeitig zu erkennen und eine gezielte Therapie einzuleiten. Die funktionelle Untersuchung sollte stets vor Beginn einer kieferorthopädischen Behandlung erfolgen, um eine optimale therapeutische Planung zu gewährleisten.

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Quelle:

Schupp, W., Funke, J., Boisserée, W., Heller, R., & Haubrich, J. (2018). Continuing diagnostics of the temporomandibular and musculoskeletal system (TMS/MSS). Journal of Aligner Orthodontics, 2(3), 199–213.