Einleitung
Die Aligner-Orthodontie hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten als feste kieferorthopädische Behandlungsmethode etabliert. Sie ermöglicht eine komfortable und nahezu unsichtbare Korrektur von Zahnfehlstellungen und wird zunehmend auch bei Kindern eingesetzt. Der Erfolg einer Aligner-Therapie hängt maßgeblich von der Patienten-Compliance ab. Während Aligner zunächst vor allem bei Erwachsenen populär waren, zeigt sich, dass sie auch bei Kindern eine effektive Alternative zu festsitzenden Apparaturen sein können.
Behandlungsbeispiel
Eine achtjährige Patientin stellte sich mit einem anterioren Kreuzbiss von Zahn 12 zu 42 sowie einem transversal eingeengten Oberkiefer vor. Die Therapie umfasste die Überstellung des Kreuzbisses, die Derotation der ersten Molaren und die Expansion des Oberkiefers mittels Aligner-Therapie. Als alternative Behandlungsmethoden wären eine aktive Platte mit Frontfeder oder eine festsitzende 2×4-Mechanik möglich gewesen. Der Vorteil der Aligner besteht darin, dass durch ihre Schichtstärke im okklusalen Bereich auf zusätzliche Aufbisse verzichtet werden kann.
Therapieablauf
Zunächst wurden vertikale Kompositattachments an den ersten Molaren angebracht und ein horizontales Attachment auf der Palatinalfläche von Zahn 12 platziert. Nach einem intraoralen Scan (iTero, Align Technology) wurde das digitale Modell mit der Software OnyxCeph™ bearbeitet und segmentiert. Ein virtuelles Ziel-Setup wurde erstellt, um die Zahnbewegungen genau zu planen. Die größte Bewegung war für Zahn 12 vorgesehen (4,4 mm nach labial), die in acht gleichmäßige Schritte à 0,55 mm unterteilt wurde.
Die acht Set-Up-Modelle wurden mit einem 3D-Drucker (D 30, Rapid Shape) gedruckt und die Aligner darauf tiefgezogen. Verwendet wurden PET-G-Tiefziehfolien (Biolon, Dreve) mit Schichtstärken von 0,5 mm und 0,75 mm. Die Patientin trug die Aligner täglich 22 Stunden lang und wechselte sie wöchentlich selbstständig. Nach 16 Alignern erfolgte eine zusätzliche Feineinstellung mit sechs weiteren Alignern, sodass die gesamte Frühbehandlung in 22 Wochen abgeschlossen war.
Fazit
Die Alignertherapie stellt nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine effektive Alternative zu traditionellen kieferorthopädischen Behandlungsmethoden für Kinder dar. Die Kombination aus moderner Computersoftware, intraoralen Scans und digitaler Fertigung ermöglicht eine präzise Planung und Herstellung von Alignern direkt in der Praxis. Während sich die Forschung zur Optimierung von Aligner-Materialien und Softwarelösungen weiterentwickelt, wird die Aligner-Orthodontie zukünftig noch präzisere und individuellere Behandlungsmöglichkeiten bieten.
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Quelle:
Funke, J., Haubrich, J., & Schupp, W. (2020). Aligner-Orthodontie bei Kindern. Dentista, 01, 2020.