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Die attachment­verankerte Apparatur zur Gaumen­naht­erweiterung

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Dr. Julia Funke, Dr. Werner Schupp

Einleitung: Die Entwicklung der Gaumennahterweiterung (GNE)

Die Gaumennahterweiterung (GNE) wurde erstmals 1860 beschrieben und hat sich als etablierte Methode zur Behandlung eines transversal unterentwickelten Oberkiefers bei Kindern und Jugendlichen durchgesetzt. Ziel der GNE ist es, die noch nicht vollständig verknöcherte Sutura palatina mediana zu erweitern, um Platz im Oberkiefer zu schaffen und Kreuzbisse zu korrigieren. Klassischerweise erfolgt die Verankerung durch festsitzende Apparaturen oder skelettale Mini-Implantate (TADs).

 

Indikationen für die GNE

• Bi- und unilaterale posteriore Kreuzbisse

• Vorbereitung von Klasse-II/III-Patienten mit schmalem Oberkiefer

• Engstand mit Platzdefizit von mindestens 4 mm

• Verbesserung der Nasenatmung durch Verbreiterung der Nasenhöhle

 

Problematik festsitzender Apparaturen

Festsitzende GNE-Apparaturen haben einige Nachteile:

• Eingeschränkte Mundhygiene

• Risiko für Zahnfleischentzündungen und Demineralisationen

• Notwendigkeit einer Langzeitretention

 

Die attachmentverankerte, herausnehmbare GNE-Apparatur

Diese alternative Methode kombiniert die Vorteile der Aligner-Therapie mit den Prinzipien der Gaumennahterweiterung:

Herausnehmbare Apparatur mit individueller Passform

Verankerung durch Attachments, die auf den Zähnen gebondet werden

• Herstellung mittels Laminiertechnik (LAMItec) für mehr Stabilität

 

Herstellung und Anwendung

1. Direktes Kleben von Attachments auf Molaren und Prämolaren zur besseren Schienenretention

2. Tiefziehverfahren zur Herstellung der Apparatur aus Polycarbonatschichten mit eingearbeiteten Dehnschrauben

3. Einsatz und Aktivierung durch tägliche Schraubenaktivierung (0,25 mm)

4. Trageempfehlung: Ständiges Tragen außer beim Essen und Zähneputzen

 

Patientenfälle: Klinische Ergebnisse

Drei Kinder (8–9 Jahre) mit transversal eingeengtem Oberkiefer wurden mit der herausnehmbaren GNE-Apparatur behandelt.

Interkanine Distanz nahm durchschnittlich um 4,7 mm zu

Intermolarendistanz wuchs um 4,8 mm

Zahnbogenlänge vergrößerte sich um 3,1 mm

• Die Kreuzbisse wurden erfolgreich überstellt

 

Diskussion und Fazit

Die attachmentverankerte GNE-Apparatur bietet eine minimalinvasive Alternative zu festsitzenden Systemen. Sie ermöglicht eine bessere Mundhygiene, reduziert das Risiko für Zahnfleischentzündungen und wird von Patienten besser akzeptiert. Die Ergebnisse zeigen eine effektive Expansion des Oberkiefers, wobei eine sorgfältige Patientenaufklärung essenziell ist. Eine Retention ist notwendig, um das Behandlungsergebnis zu stabilisieren, oft in Kombination mit funktionskieferorthopädischen Geräten wie einem Bionator oder Aktivator.

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Quelle:

Funke, J., & Schupp, W. (2019). Die attachmentverankerte Apparatur zur Gaumennahterweiterung: Eine minimalinvasive Alternative. Kieferorthopädie, 33(4), 395–403.