erschienen in „Eltern, Ausgabe 4/2003“
Wenn Kinder mit den Zähnen knirschen
„Mein Kind hat Albträume“, denken sich Eltern, wenn Sohn oder Tochter nachts zähneknirscht. Doch ein bisschen Zähneknirschen ist normal, meint Dr. Werner Schupp vom Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden.
Eltern: Was steckt hinter dem nächtlichen Zähneknirschen?
Dr. Werner Schupp: Während des Wachstums verändern sich die Kiefer. Und damit auch die Stellung der oberen und unteren Zähne zueinander. Durch das Knirschen werden sie laufend so abgeschmirgelt, dass sie immer wieder perfekt aufeinander passen. Damit die Okklusion stimmt, wie es im Medizinerdeutsch heißt.
Eltern: Sollte man die Kleinen also ruhig knirschen lassen?
Dr. Werner Schupp: Nicht in jedem Fall. Klagt ein Kind häufig morgens über Nacken- oder Kopfschmerzen, oder entdeckt der Zahnarzt, dass der Zahnschmelz stark abgenutzt ist, übertreibt es das Kind mit dem Zähneknirschen, sollte dies besser vom Kiefertorthopäden untersucht werden.
Eltern: Wie kann der helfen?
Dr. Werner Schupp: Ist an dem heftigen Knirschen eine Fehlstellung der Zähne schuld, die von selbst nicht ins Lot kommt, passt der Kieferorthopäde für kurze Zeit eine herausnehmbare Spange an.
Eltern: Gibt es auch andere Ursachen für das Knirschen?
Dr. Werner Schupp: Zähneknirschen kann auch ein Zeichen für Stress sein, beispielsweise im Kindergarten. Manchmal steckt aber auch ein Lymphstau infolge einer chronischen Mandelentzündung oder eine Allergie bzw. eine Nahrungsmittelunverträglichkeit dahinter.
Das Kind versucht dann unbewusst, durch die Knirschbewegungen die Lymphe abzuleiten. Diese mögliche Ursache ist allerdings nicht sehr bekannt. Am besten spricht man den Kinderarzt einmal darauf an.